Das Ruheverhalten von Wildpferden im Winter

Pferde sind in der Lage, sich an die Jahreszeiten anzupassen. Besonders im Winter müssen sie mit den Herausforderungen von Schnee, Nässe, Kälte und Wind umgehen. Neben ihrem Winterfell stellen sie dafür ihr Ruheverhalten je nach Witterung um.

Das Winterfell von Pferden ist ein beeindruckendes Beispiel für die Anpassungsfähigkeit und den Schutzmechanismus gegen widrige Wetterbedingungen. Die physiologischen Merkmale des Winterfells spielen eine entscheidende Rolle bei der Gewährleistung von Wärmeisolierung und dem Schutz vor Wind, Regen und Kälte.

Länge und Dichte der Haare

Im Vergleich zum Sommerfell ist das Winterfell der Pferde länger und dichter. Es besteht aus Millionen von Haaren, die dicht an der Haut wachsen und sich über den gesamten Körper des Pferdes erstrecken. Diese Länge und Dichte bietet eine zusätzliche Isolierschicht, die die Körperwärme des Pferdes einschließt und gleichzeitig kalte Luft draußen hält.

Wasserabweisende Deckhaare

Das Winterfell enthält spezielle Deckhaare, die wasserabweisend sind. Diese Härchen sind mit einer wachsartigen Substanz bedeckt, die eine äußere Schutzschicht bildet. Dadurch perlen Regentropfen von den Haaren ab, anstatt sie aufzusaugen. Diese wasserabweisenden Eigenschaften sind entscheidend, um das Pferd vor Feuchtigkeit und Durchdringung von Regen oder Schnee in das Fell zu schützen. Außerdem schützen eine dicke Mähne und ein kräftiger Schweifansatz die Pferde vor Nässe.

Marc Lubetzki - Wildpferde Das Ruheverhalten von Wildpferden im Winter
Der Schweifansatz als Windschutz.
Marc Lubetzki - Wildpferde Das Ruheverhalten von Wildpferden im Winter
Die natürliche Regenrinne.
Marc Lubetzki - Wildpferde Das Ruheverhalten von Wildpferden im Winter
Wasserabweisendes Fell.

Weiche Unterhaare

Unter den wasserabweisenden Deckhaaren befinden sich weiche Unterhaare, die den Pferden eine zusätzliche Wärmeisolierung bieten. Diese Unterhaare sind kürzer als die Deckhaare und liegen dicht an der Haut an. Sie schaffen eine feine, isolierende Luftschicht, die die Körperwärme effektiv einschließt und vor Wärmeverlust schützt.

Thermoregulation

Das Winterfell ist nicht nur ein isolierender Schutz, sondern ermöglicht es den Pferden auch, ihre Körpertemperatur effizient zu regulieren. Pferde haben die Fähigkeit, die Haarfollikel am Haaransatz zu bewegen, um das Winterfell aufzustellen oder flach anzulegen. Diese Anpassung ermöglicht es ihnen, die Isolationseigenschaften des Fells den sich ändernden Wetterbedingungen anzupassen. Bei kaltem Wetter stellen sich die Haare auf, um eine dickere Luftschicht zu schaffen, während sie bei wärmerem Wetter flach anliegen, um eine Überhitzung zu vermeiden.

"Pferde wählen je nach Wetter verschiedene Standorte zum Ruhen aus."

Ruheverhalten bei Schnee

Wenn viel Schnee liegt, suchen Pferde niedriger gelegene Bereiche auf und ruhen an Orten, an denen der Schnee nicht so tief ist oder sich verfestigt hat. Bei Sonnenschein und Windstille dösen oder schlafen sie dann auch auf freien Flächen mit guter Fernsicht. Bei starkem Wind suchen sie Zuflucht in geschützten Bereichen wie Waldrändern, Bodenvertiefungen, hinter Gebüschen oder Felsen. Indem sie sich in geschützten Bereichen aufhalten, können Wildpferde ihre Körperwärme besser halten.

Marc Lubetzki - Wildpferde Das Ruheverhalten von Wildpferden im Winter
Die Herde ist zum Ruhen in einen Bereich mit weniger Schnee und üppiger Vegetation gezogen.

Ruheverhalten bei nassen, kalten und windigen Bedingungen

Unter solchen Bedingungen ist es wichtig für Wildpferde trockene Plätze zu finden, um ihre Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Sie suchen nach geschützten Orten wie kleinen Baumgruppen, Überhängen von dichten Gebüschen und stellen sich auf der windabgewandten Seite auf, um dem starken Wind zu entkommen. Als Untergrund wählen Wildpferde fast nie offene Sandflächen, sondern Böden mit isolierender Vegetation. Besonders bei nass-kaltem Wetter ist das dichte Winterfell der Wildpferde von Vorteil, da es eine zusätzliche Isolierschicht bietet. Indem sie sich sehr nah nebeneinanderstellen, können sie sich gegenseitig wärmen und so ihre Energieverluste reduzieren. Die Pferde berühren sich beim Ruhen trotzdem kaum, sondern stehen oft wie eingefroren lange nebeneinander. Die verlängerten Ruhephasen sind durch die Umstellung ihrer Verdauung auf die wintertypische Nahrung möglich.

Marc Lubetzki - Wildpferde Das Ruheverhalten von Wildpferden im Winter
Ein kleiner Hügel bietet der Herde Schutz vor dem kalten Wind.

Ruheverhalten bei kaltem und sonnigen Wetter

Wenn es kalt, aber sonnig ist, nutzen Wildpferde die Sonnenstrahlen, um sich aufzuwärmen. Sie suchen nach offenen, windgeschützten Flächen, um die Sonne effektiv nutzen zu können. Dadurch können sie ihre Körperwärme erhöhen und Energie tanken. Die Pferde achten dabei darauf, dass sie nicht im Schatten eines anderen Pferdes ruhen und stellen sich häufig im rechten Winkel zur Sonne auf, um so möglichst viel Wärme abzubekommen.

Marc Lubetzki - Wildpferde Das Ruheverhalten von Wildpferden im Winter
Die Pferde genießen die Sonne an einem windgeschützten Standort.

Natürliche Pferdehaltung

Wildpferde haben bemerkenswerte Anpassungen an verschiedene Winterwetterbedingungen entwickelt. Auch unsere Hauspferde sind dazu in der Lage. Um das ähnlich bewerkstelligen zu können, brauchen sie Zugriff auf möglichst viele Faktoren, die ihnen dabei helfen. Ihr Winterfell als individuelle Schutzschicht und die Anpassung des Futters an die Jahreszeit sind zwei wichtige Punkte. Stellen wir unseren Hauspferden dazu noch Ruheplätze nach den verschiedenen Wetteranforderungen zur Verfügung und lassen sie ihren natürlichen Ruherhythmus finden, kommen sie noch besser und vor allem gesünder durch den Winter. Und obwohl gesunde Wildpferde den Winter gut überstehen, ist für unsere Hauspferde ein Unterstand eine gute Hilfe, um sich vor dem Wetter zu schützen. Trotzdem nehmen auch unsere Pferde zu Hause dankend natürlich gestaltete Ruheplätze an und wählen je nach Wetter den für sie passenden Standort aus.

Share the Post:

Masterclass

Lerne von wilden Pferden!

Denn du kannst so viel von ihnen lernen – wie ihre Herden funktionieren, wie du ihre tief verwurzelten Bedürfnisse mit einfachen Mitteln erfüllen und in ihrer Muttersprache mit ihnen kommunizieren kannst.

Mit diesem Wissen kannst du eine starke Partnerschaft auf der Grundlage von gegenseitigem Vertrauen und Respekt aufbauen und deinem Pferd ein naturnahes Leben ermöglichen.

Weil die einzigartige Bindung zu einem glücklichen, gesunden Pferd eine der größten Gaben des Lebens ist – oder!