Gefrorenes Gras

Das gefrorene Gras hüllte die Landschaft in eine winterliche Idylle. Die letzten Nächte waren bitterkalt und die Ostsee verwandelte sich langsam in ein Eismeer.

Der bevorstehende Sonnenaufgang verlieh dem wolkenlosen Himmel eine unvergleichliche Magie. Das sanfte Licht wurde vom gleichmäßigen Geschnatter der Gänse und Schwäne untermalt. Mühsam schoben sich die Vögel durch die halb zugefrorene See, bevor sie im Wasser nicht mehr weiterkamen und auf dem Eis weiterlaufen mussten. Nicht nur das Vorankommen war für sie jetzt schwer, auch die Futtersuche wurde zur Herausforderung.

Marc Lubetzki - Wildpferde Gefrorenes Gras

Für die Schwäne ist die Nahrungssuche bei Eis schwieriger als für Pferde.

Die wilden Pferde hatten es da noch etwas besser. Solange keine dicke Schneedecke das Gras bedeckte, kamen sie noch leicht an ihre Nahrung heran. Trotzdem, gefrorenes Gras ist für Pferde nicht ungefährlich. Nehmen sie mit dem Gras zu viel Eiskristalle auf, können sie einen Kälteschock bekommen.

WAS IST EIN KÄLTESCHOCK?

Ein Kälteschock entsteht, wenn ein Pferd in kurzer Zeit größere Mengen kaltes Futter oder Wasser zu sich nimmt. Durch die plötzliche Kälte im Magen und Darm vermindert sich die Durchblutung in Wänden und der Muskulatur. Schlimmer noch, die Muskeln beginnen sich zu verkrampfen und das Pferd bekommt „Bauchschmerzen“. Dies kann bis zu einer Krampfkolik führen.

Der Raureif, der sich in der letzten feuchten Nacht an den Büschen und Gräsern gebildet hat, ist also nur für uns Menschen eine romantische Veränderung der Landschaft. Die Koniks müssen dagegen, damit sie nicht erkranken ihr Fressverhalten verändern.

Marc Lubetzki - Wildpferde Gefrorenes Gras

Der wilde Konik-Hengst frisst gefrorenes Gras.

DIE WINTERSONNE VERÄNDERT DIE PFLANZEN

Eine weitere Gefahr entsteht durch die Wintersonne. Viel Licht und Feuchtigkeit, bei gleichzeitig noch fehlender Wärme verändert die Fotosynthese der Pflanzen. Das Gras wächst dann nicht mehr, nimmt aber trotzdem Energie auf. Die Energie teilt sich in Stärke und Fruktan. Die Stärke können Pferde gut verwerten, aber das Fruktan bereitet ihnen Probleme. Fruktan ist für Pferde schwer verdaulich und führt zu einer Übersäuerung, wodurch Darmbakterien absterben. Die Folge können Vergiftungserscheinungen bis hin zur sehr schmerzhaften Hufrehe sein.

Wollen die wilden Pferde die kalten Wintertage unbeschadet überstehen, müssen sie daher nicht nur ihr Fressverhalten verändern, sondern auch darauf achten, welche Gräser sie fressen. Der erfahrene Althengst zeigt vorbildlich, wie wilde Pferde diese Herausforderung meistern. Er wendet zwei geniale Tricks an, um sowohl dem Kälteschock als auch der veränderten Fotosynthese ein Schnäppchen zu schlagen.

Bitte seit also vorsichtig, wenn es im Winter kalt und sonnig ist.

Ausführlich behandeln wir das Thema gefrorenes Gras in der Masterclass.

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